Durchbruch für Ramona Dandl

Ramona Dandl erzielt mit Willen und Entschlossenheit zwei sehr gute Ergebnisse und eine persönliche Bestleitung mit 187,05 Punkten. Im zweiten Durchgang fuhr sie das beste Ergebnis mit rund 6 Punkte über dem Ergebnis der amtierenden Weltmeisterin aus. Susanne Schreuer schloss mit einem Ergebnis von 107,57 Punkten die Saison ab.

Unaufhaltsam starten sie, einer nach dem anderen. Sie treten ein, dann an und schließlich auf. Mit zunehmender Schwierigkeit der Starter legt sich mehr und mehr Stille über das Publikum, Ausdruck der Anspannung, der Erwartung was da kommen wird, Druck im Nacken der Sportler. Hinter jedem Sportler steht ein Coach, manchmal auch zwei oder mehrere. Sie schirmen den Sportler ab, stehen hinter ihnen, als Kraftquelle, als Manager des An- und Auftritts. Sie helfen ihnen hinein, in den Tunnel der bedingungslosen Konzentration, dem Flow, fokussiert auf das hier und jetzt, in das Programm von 30 Übungen in 5 Minuten, in die sportliche Leistung.

Applaus für den aufgetretenen Sportler, die Fahrfläche verlassend. Ruhe, Stille. Auf der Anzeigetafel zunächst das Ergebnis, dann die aufgestellte Punktzahl des Starters. Der Zeitzähler bei null und grünes Signal. Fahrfläche freigegeben. Schulterklopfen. Auftritt. Verbeugung vor der Jury und den Zuschauern. Knisternde Stille. Aufsteigen auf das Rad, hinein in den Tunnel, in den Flow. Druck und Konzentration wandeln sich in pure Energie, in akrobatischer Spitzenleistung, auf dem Hallenrad.

So beschreiben es die Sportler der Weltspitze, so war es an diesem Tag für Ramona Dandl von der Soli Bruckmühl. Es lag eine gute Stimmung in der Luft. Das Einfahren klappte hervorragend. Die Bodenwelle in der Fahrfläche war bewusst, lösbar. Vorletzte Starterin. Vor Milena Slupina, amtierende Weltmeisterin. Selbstbewusstsein und Entschlossenheit im Gesicht. Start. Die Zeit läuft.

Ihre Mama und Robert Niedermeier als Coaches hinter ihr. Michael Niedermeier, ihr Sportpate, ebenfalls da. Stille. Sie fuhr, im Flow, unaufhaltsam, volle Konzentration, 30 Übungen, in 5 Minuten, stutzfrei. Szenenapplaus nach dem jeweils gelungen Mautesprung aus dem Stattelstand in der Wechselrunde (8), und dem fünffachen Drehsprung, beides Höchstschwierigkeiten im Kunstradsport, beides Übungen die aktuell in der Elite nur Ramona zeigt. Der Flow, die Entschlossenheit hielten bis zum Schluss, Stille und Druck verwandelten sich in Spitzenleistung. Die Jury gab ein paar Schwierigkeits- und einige Ausführungsabwertungen. 182,72 Punkte von 195,90 Punkte (93%) war das Ergebnis. Platz 4. Über 180 Punkte, wieder eine persönliche Steigerung. Zwei Punkte Abstand, zur drittgereihten Maren Haase, zum Finale. Start im 2. Durchgang in der Zwischenrunde. Zufrieden geht sie von der Fahrfläche.

Gut. Noch Potential nach oben. Schulterklopfen für die Leistung. Durchatmen. Kurzanalyse vom Coach. Freude. Wertungsbogenanalyse. Verbesserungsansätze. Vom Coach Punkte zum Umsetzen in der Zwischenrunde. Runterkommen. Raus aus der Halle, weg vom Trubel, kurz Ausruhen, wieder in die Halle, Aufwärmen, Einfahren, Vorbereitungsritual. Volle Konzentration. Alles nach einem festen Zeitplan, fest getaktet. Zweiter Durchgang. Zwischenrunde für die Nationalkadersportler, die es nicht unter die ersten drei geschafft haben. Mitbewerberin Mattea Eckstein fuhr 168,80 Punkte aus. Im Flow keine Relevanz. Letzte Starterin in der Zwischenrunde. Wieder an- und auftreten. Fixer Zeitpunkt. Das Gesicht der Elitesportlerin strahlt mehr Zuversicht aus, mehr Entschlossenheit. Absoluter Wille es durchzuziehen. Grünes Signal. Stille. 30 Übungen in 5 Minuten. Start. Zeit läuft.

Lenkerhandstand in der halben Wechselrunde (S) klappt, Mautesprung auch, wieder mit Szenenapplaus. Rückwärtsserie im Steiger freihändig, zwei davon einbeinig nahezu ohne Abzug, Bodenwelle souverän überwunden. Es scheint perfekt zu laufen. Lenkerstanddrehung eineinhalbfach, stehend auf dem Lenker, wie immer abenteuerlich bei Ramona, Raunen im Publikum, aber sicher. Nach drei Minuten noch 191 Punkte auf der Anzeige. Fünffacher Drehsprung ohne Abzüge, wieder Szenenapplaus. Kein Hauch von Hektik, immer noch Flow. Im Gesicht Entschlossenheit und Wille, für den Abschluss, fehlerfrei. Schlussserie mit vielen Übergängen. Beeindruckend. Knisternde Stille. Nach viereinhalb Minuten noch 188,5 Punkte auf dem Konto. Durchhalten. Übergang Kerhang Standsteiger, kraftvoll, leicht, perfekt. Schlussübung Standsteiger rückwärts halbe Runde. Absteigen. Tosender Applaus. Strahlen. Verbeugen. 187,05 Punkte. Persönliche Bestleistung. Aufschluss zur Weltspitze. Pure Freude. Durchatmen. Coaches begeistert. Immer noch Applaus. Gratulation und Freude über den Erfolg, von allen Seiten, herzlich, auch von den Mitbewerberinnen. Bestes Ergebnis im 2. Durchgang. Kuriosität des Tages: Wäre sie die Ergebnisse in anderer Reihenfolge gefahren, wäre sie im 2. Durchgang im Finale gestartet und hätte dort Platz eins belegt.

Die Qualifikation für den deutschen B-Nationalkader 2022 ist damit gesichert. Am 8./9. Oktober startet Vagener Biochemikerin noch auf der Deutschen Hallenradsport Meisterschaft in Moers (NRW) und schließt die diesjährige Kunstradsaison ab.

Saisonabschluss für Susanne Schreuer

Die Vagner Lehramtsanwärterin qualifizierte sich – obwohl in keinem Kader und trotz der erheblich stärkeren Trainingsunterbrechungen und weniger Trainingsmöglichkeit gegenüber den Nationalkadersportlern – auf die German Masters. Dies allein ist schon ein sportlicher Erfolg für sich.

Früh am Vormittag startete Vereinskollegen Susanne Schreuer. Sie war an diesem Tag unkonzentrierter und konnte beim 3. German Master nicht an das gute Niveau des Ersten und zweiten German Masters anknüpfen. Sie wirkte nicht in jedem Moment konzentriert. In der ersten Hälfte waren 6 Stürze mit je zwei Punkte Abzug zu verzeichnen, nicht zuletzt auch wegen der vorhandenen Bodenwelle. In der zweiten Hälfte werte die Jury die Schwierigkeit einiger Übungen teilweise um 100% der Übungspunktzahl ab. Zudem wurden einige Wellen, Ausführungsabwertung, vergeben. Am Ende standen 107,57 Punkte von 148,40 aufgestellten (72%) auf der Anzeigetafel, welches mit einem Applaus gewürdigt wurde.

Im Vergleich zu den beiden vorhergehenden Masters fiel das Ergebnis niedriger aus. Die Enttäuschung war Susanne beim Verlassen der Fahrfläche anzumerken als sie von Coach Rosi Pfliegl in Empfang genommen wurde.

Das dritte German Masters war für Susanne gleichzeitig auch der Abschluss der Elitesaison, der mit dem Berufseinstieg in das Grundschulreferendariat und einem Umzug zusammenfiel. In der Gesamtschau und unter den gegebenen Randbedingungen war dies jedoch durchaus eine beachtliche sportliche Leistung. Im Vergleich zu den Nationalkadersportlern hat Susanne keinen eigenen Trainer. Vielmehr steht sie neben ihrem eigenen Training selbst regelmäßig als Trainerin und Mitglied der Radsportleitung für andere Sportler und deren sportliche Förderung in der Halle.

Kommentar hinzufügen