WM-Silber: „Das war keine Enttäuschung“

Als amtierender Weltmeister und damit Titelverteidiger machte sich Michael Niedermeier (Bruckmühl) auf den Weg nach Stuttgart, denn dort fanden die UCI-Hallenradsport-Weltmeisterschaften in der Porsche-Arena statt.

Seine Ambitionen: „Natürlich den Weltmeistertitel verteidigen.“ Zur Zielerreichung fehlten ihm gerade mal vier Sekunden. „Ich habe nicht Gold verloren, ich habe Silber gewonnen.“ Der neue Weltmeister heißt Lukas Kohl, ebenfalls aus Bayern und Michael Niedermeiers Herausforderer. „Das war für mich keine Enttäuschung, denn ich habe mein Bestes gegeben“, so Niedermeier.

Der amtierende Weltmeister Michael Niedermeier (Bruckmühl) und der „Lukinator“ Lukas Kohl waren im Vorfeld die beiden großen Favoriten für diese Welttitelkämpfe, bei der 18 Nationen ihre Athleten gemeldet hatten. Es war nur die Frage, wer von den beiden ganz oben stehen wird, denn beide, die gemeinsam im Kunstradteam Bayern eine Trainingsgemeinschaft bilden, haben sich in 2016 schon mehrfach zu Höchstleistungen gepuscht und packende Zweikämpfe geliefert.

Im 1er Kunstrad der Männer waren 21 der weltbesten Kunstradsportler angetreten. Für den WM-Titel kamen nur die beiden deutschen Starter sowie mit Außenseiterchancen Yannick Martens (Schweiz), Wong Chin To (Hongkong) und Martin Schön (Ungarn) infrage. Lukas Kohl setzte die Messlatte mit 199,86 Punkten im Vorkampf sehr hoch.

Unbeeindruckt von der tollen Umgebung, fokussierte sich Niedermeier auf seinen Auftritt und zog Übung für Übung durch. Am Ende standen 201,71 Punkte auf dem Videowürfel über ihm. Damit hatte er die vor ihm gestarteten Wong Chin To (170,58) und Yannick Martens (186,02) sowie Kohl deutlich übertroffen. Das Zwischenziel Finale war damit erreicht.

„Alles lief nach Plan“ Michael Niedermeier

Michael Niedermeier, WM 2016, Foto: Dandl

Der noch amtierende Weltmeister Michael Niedermeier spulte, wie im Vorkampf, seine Kür perfekt ab. „Ich bin im Finale taktisch gefahren. Zuerst habe ich die Lenkerstanddrehung erweitert und auch den achtfachen Drehsprung gezeigt. Dafür bekam ich Zusatzpunkte. Alles lief nach Plan. Ich war am Schluss auch noch gut in der Zeit.“

Bis vier Sekunden vor Schluss, da lag Niedermaier dann auf dem Wettkampfparkett. „Ich hatte total verschwitzte Hände und konnte dann meinen Lenker nicht mehr festhalten“, so sein Kommentar zu seinem Missgeschick bei der Schlussübung. Er blieb gefühlt eine Ewigkeit liegen, aber nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, durfte auch er den Applaus des Publikums genießen.

Michael Niedermeier, WM 2016, Foto: Dandl

Durch diesen Absteiger purzelten die Punkte auf 192,32 Punkte runter. Damit hieß der neue Weltmeister Lukas Kohl, der erst nach der Siegerehrung Worte zu seinem Auftritt fand. Dieser war auch der Erste, der Niedermaier auf der Fläche in den Arm nahm, was diesen veranlasste, den neuen Weltmeister, gleich auf seinem Kunstrad auf einer Ehrenrunde durch die Porsche-Arena zu chauffieren, wo beide die Ovationen des Publikums für die beiden super Wettkampfküren genießen konnten. Beide konnten dies sichtlich genießen. Bei der Siegerehrung erhielt der „entthronte Weltmeister“ die Silbermedaille, während Lukas Kohl als neuer Weltmeister von 6000 Zuschauern gefeiert wurde. Auch bei der Pressekonferenz war bei Niedermeier keine Spur der Enttäuschung zu spüren: „Ich hatte heute einfach Pech. Beide Programme waren nicht ganz fehlerfrei. Sowohl Lukas als auch ich können jederzeit über 200 Punkte herausfahren. Pech gehört zum Sport dazu, genauso wie der Sieg“, zeigte er sich als fairer Sportsmann und Verlierer.

Michael Niedermeier, WM 2016, Foto: Dandl

„Das war ein geiles Erlebnis“ Michael Niedermeier

Und wie sieht die Zukunft des Vizeweltmeisters aus? „Erst mal alles in den nächsten zwei Wochen setzen lassen und die ganzen Eindrücke um die WM verarbeiten. Die Zeit hier in Stuttgart hat Spaß gemacht. Gegenüber meinen bisherigen WM-Teilnahmen konnte ich Stuttgart genießen. Es war ein geiles Erlebnis, mit einer super Stimmung und einem fantastischen Publikum. Das Kunstrad werde ich erst mal in die Ecke stellen und jetzt wird kräftig gefeiert.“

Michael Niedermeier, WM 2016, Foto: Dandl


Bruckmühl, Stuttgart, 07.12.2016
Wilfried Schwarz
(Die Sportfotografen)

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