Nachruf zum Tod von Robert Niedermeier

Am Samstagabend, den 10.12.2022, ist Robert Niedermeier im Alter von 66 Jahren nach langer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben.  Sein Tod löst tiefe Trauer und Bestürzung nicht nur unter den Vereins- und Verbandsmitgliedern aus. Robert Niedermeier war als Sportler, Trainer und „Meistermacher“ jahrzehntelang bei den Kunstradfahrern aktiv. Der Familie, besonders seiner Frau Doris, Sohn Michael und Mutter Helene möchten wir unser herzlichstes Beileid zum Ausdruck bringen und wünschen ihnen viel Kraft in diesen schweren Stunden.

Seit 1963 war er Mitglied in der RKB Soli Bruckmühl, fast 60 Jahre lang. Nach seiner eigenen erfolgreichen Kunstradsportkarriere in den 1970er Jahren und einigen RKB -Bundesmeistertiteln ist Robert als Kunstradtrainer eingestiegen. Zusammen mit seiner Frau Doris trainierte er mit großer Leidenschaft Sportlerinnen und Sportler im Verein. Später übernahm er mit Doris gemeinsam den RKB Landeskader als Trainer. 36 Jahre lang, bis 2019, sollte er dessen Leiter bleiben. Dazu leitete er bis 2018 zehn Jahre lang den RKB Bundeskader. Zudem engagierte er sich als Trainer des „Team Bayern“, einer freien verbandsoffenen Trainingsgemeinschaft von Sportlern, die selbstorganisiert zusätzlich gemeinsam trainieren wollen. Lang ist die Liste der Kunstradsportler, denen er mit analytischem Blick und unaufgeregter Art wie kein anderer wertvolle Tipps und Motivation geschenkt hat.

„Wie machen die das?“ war die Frage, mit der Robert Niedermeier in den 1970er Jahren noch die Spitzenleistungen der Sportler des Kooperationsverbandes BDR bestaunte. Seitdem beschäftigte er sich unablässig mit dem Aufbau und Training von Kunstradprogrammen schwerpunktmäßig im 1er Kunstradsport bis zu den höchsten Schwierigkeitswerten. Mehrere junge Sportler hat Robert Niedermeier auf dem Weg zum kunstradfahrerischen Zenit begleitet.

Zunächst trainierte Robert mit Leidenschaft und viel Engagement von klein auf seinen Sohn Michael und dessen Freund und Vereinskollegen Andreas Pfliegl. Beide wurden unter seiner Anleitung Europameister. Michael Niedermeier erreichte mit seinem Vater und Trainer zwei Vize-Weltmeister- und zwei Weltmeistertitel in den Jahren 2013 bis 2016. Für Robert war das die persönliche Krönung als Spitzentrainer. Er begleitete als Landes und Bundestrainer auch Milena Slupina vom TSV Bernlohe, die Europameisterin, einmal Vize-Weltmeisterin und dreimal Weltmeisterin wurde. Dass wenige Jahre nach den Spitzenerfolgen von Sohn Michael und Andreas Pfliegl gleich zwei Frauen aus der Soli Bruckmühl in die Euro- und Weltspitze aufschließen konnten, ist ebenfalls Robert Niedermeiers Verdienst. Weltmeisterin Jana Pfann und Vizeweltmeisterin Ramona Dandl, machten ihn endgültig zum Spitzentrainer der ganz besonderen Art, verbunden mit nationaler und internationaler Anerkennung seines Könnens. Nachwuchssportlerin Mina Heinritzi hat Robert bis zum Schluss begleitet und ihr Sportsgeist und Mentalität mitgegeben, mit dem sie im zweiten Juniorenjahr an die europäische Spitze strebt.

Eine gute Gemeinschaft war Robert Niedermeier eine Herzensangelegenheit. 55 Jahre lang hat er das im RKB immer vor- und mitgelebt, dabei viel gegeben. Disziplin, Fleiß und Ausdauer erwartete er, aber Freude und Spaß in der Gruppe waren ihm ebenso wichtig, was er mit den bayerischen Worten „a bisal a Gaudi muss scho a sein“ zum Ausdruck brachte.

Er drängte sich niemals auf. Er machte Angebote. Unermüdlich war er Wochenende für Wochenende in Sachen Kunstrad unterwegs, bis zu 48 von 52 Wochenenden eines Jahres in Spitzenzeiten. Teils auf Wettbewerben als Coach, teils als Trainer in den verschiedenen Kadern. Immer ruhig und gutgelaunt. Den Frust von Sportler beim Nicht-Gelingen von Übungen absorbierte er irgendwie, versprühte Zuversicht und gab meist den entscheidenden Tipp mit einer ausdrucksstarken Mimik und Gestik, wenn eine Übung einfach nicht klappen wollte. Dazu gab’s oft ein Lächeln verbunden mit den Worten, „dran bleiben“. Er konnte die verschiedensten Charaktere und Sportler-Typen lesen, einfühlsam und individuell auf alle eingehen und sorgsam zu Wachstum und Weiterentwicklung lenken. Mit Geduld und Ausdauer knackte er jeden Knoten egal ob technischer oder mentaler Natur – und wenn es Jahre dauerte. Die Erfolgsfreude der Sportler, teilte er mit zufriedenem Gesichtsausdruck und einem stillen freudigen inneren Lächeln.

Man könnte es als Schicksal auffassen, dass er 2018 auf der Fahrt zur Hallenrad-WM im belgischen Liége plötzlich schwer erkrankte. So schwer, dass er unmittelbar nach Ankunft umdrehen und sich zuhause ins Krankenhaus begeben musste. Es war ernst, doch er wollte das Wissen um seine Krankheit nicht mit anderen teilen, niemanden belasten. Er wollte weiterleben. Mit der Krankheit. Er konnte lange Zeit nicht mehr ins Training, Corona erschwerte es zudem. Wann immer es ging, kam er dennoch immer wieder mit Unterbrechungen in die Sporthalle und trainierte weiter. Auf drei Weltcups konnte er in dieser Saison noch mitkommen. EM-Gold und EM-Silber holten Jana und Mona ohne ihn. Beim EM-Empfang der beiden war er dabei. Es war ihm trotz seiner schweren Krankheit eine Herzensangelegenheit, Jana und Ramona auf die WM fahren zu sehen. Dieser Wunsch wurde ihm noch erfüllt. Beide lösten ein deutsches WM-Ticket. Im heimischen Wohnzimmer verfolgte Robert Niedermeier via Livestream, wie Jana und Ramona WM-Gold und WM-Silber aus dem belgischen Gent nach Bruckmühl holten. Am feierlichen WM-Empfang Mitte November konnte er leider nicht mehr teilnehmen. Jetzt, drei Wochen danach, ist er verstorben und hinterlässt eine riesige Lücke.

Neben seiner Trainerleistung war er begeisterter Motorradfahrer bis zum Schluss. Seine letzte Motorradfahrt mit Frau Doris unternahm er noch im September. Als Motorsportleiter in der Soli Bruckmühl organisierte er von 192 bis 1989 Ausfahrten über Alpenpässe oder zum Rennsportevents. Einmal wurde er sogar Alpenpasssieger.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft erhielt er 1985 die Zulassung als Rechtanwalt. Nach drei Jahren als angestellter Anwalt wurde er Partner der Rechtsanwaltskanzlei Klotz / Niedermeier in Rosenheim und war als Generalist bis Dez 2022 36 Jahre als selbständiger Anwalt im Dienste der Gerechtigkeit tätig. In dieser Funktion war er zeitweise für den RKB Landes und Bundsverband tätig.

In der Marktgemeinde Bruckmühl war er im Ortsverband der SPD engagiert. Seit 1998 war er im Markgemeinderat und dort Fraktionssprecher.

Verein und Verband aber auch die Marktgemeinde Bruckmühl haben ihm sehr viel zu verdanken und werden versuchen, in seinem Sinne und mit seinem großen Herz für den Kunstradsport ohne ihn weiterzumachen.

Servus und vergelt´s Gott, Robert!

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